In vielen europäischen Ländern ist der Kasper nicht nur der nette Kerl. Lustig, ja. Aber lieb? Nein! Er ist häufig ein streitsüchtiger und derber Theaterberserker, der auch mal draufhauen kann. So auch in der türkischen Variante als Karagöz.
Ein Karagöz-Stück beginnt traditionell mit einem Lied oder Gedicht, gefolgt von einem rasanten Dialog mit seinem hochnäsigen Gegenspieler und Nachbarn Hacivat. Der vornehme Hacivat und der derbe Karagöz geraten immer mehr aneinander, bis Karagöz unter dem Gejohle des Publikums seinen Nachbarn verprügelt.
Im Stück "Der magische Baum" will Karagöz sich mal wieder einen Vorteil sichern. Dicke Äste mit phantastischen Früchten an einem geheimnisvollen Baum haben es ihm angetan. Doch da die Welt des Schattenspiels bekanntermaßen von Geistern und Dämonen bevölkert ist, befindet Karagöz sich bald gehörig in der Patsche - und zwar so Mitleid erregend, dass die Kinder nach "Hacivat!" schreien; der soll ihn aus dem Schlamassel befreien. Im Epilog entschuldigt sich Karagöz für alles, für seine Kraftausdrücke, seine Missetaten und schlechten Gedanken, droht Hacivat aber bereits mit einer neuen Tracht Prügel - im nächsten Stück.

Cengiz Özek ist ein Meister im Anfertigen von Schattenfiguren und einer der besten Karagöz-Spieler der Türkei.

Das Stück erschließt sich Kindern und Erwachsenen vornehmlich aus der universellen, bildhaften Sprache des Puppen- bzw. Schattenspiels. Die wenigen Sprechanteile werden jedoch in türkischer Sprache aufgeführt.