Unser dritter Tag
Nach einer emotionalen Besichtigung der Gedenkstätte Sachsenhausen
ging es zur Führung ins Berliner Olypiastadion.
Emotionen,
die kein Lehrbuch vermitteln kann:
Die Gedenkstätte Sachsenhausen
EILEEN & BIANCA BERICHTEN: Erster Programmpunkt des dritten Tages: Die Besichtigung der Gedenkstätte Sachsenhausen. An diesem Tag trafen wir uns um 9.00 Uhr vor dem Hotel, um gemeinsam nach Oranienburg zu fahren. Der erste Tag mit starkem Regen, der erste Tag mit gemischten Gefühlen bezüglich dessen, was uns erwartet – besonders, wenn man zuvor noch nie eine Gedenkstätte besucht hat.
Die einstündige Zugfahrt mit anschließender Busfahrt verging aufgrund intensiver Gespräche unter den Auszubildenden sehr schnell. Die Endbushaltestelle befand sich nur wenige Minuten vom Besucherinformationszentrum entfernt. In diesem sammelten wir uns vor dem Regen geschützt und warteten in einem separaten Besprechungsraum auf unsere Museumführerin. Diese gab uns zunächst eine kleine Einführung in die historische Entwicklung der Konzentrationslager Oranienburg und Sachsenhausen sowie eine grafische Darstellung der bis heute erhaltenen Gebäude. Genug Theorie! – direkt im Anschluss ging es nach draußen, um die Umgebung der Gedenkstätte Sachsenhausen persönlich zu erleben. Passend zum Beginn der Führung hatte es aufgehört zu regnen.
Vom „Turm A“ aus ging es auf den Appellplatz. Auf diesem sammelten sich die Häftlinge damals zur stundenlangen Anwesenheitskontrolle bei jedem Wetter, mehrmals am Tag. Von hier aus hatten wir Übersicht über die Krankenrevierbaracken, Häftlingswäscherei und -küche sowie zwei weitere Baracken. Eine dieser Baracken besichtigten wir zuerst und bekamen einen erschreckenden Einblick in die Schlaf- und Hygieneumstände der Häftlinge. Man konnte sich nur annähernd vorstellen, wie das Leben für die Häftlinge gewesen sein muss. Der Platz wurde gänzlich ausgeschöpft und rein auf Funktionalität reduziert. In den Schlafräumen türmten sich dreistöckige Betten in geringem Abstand zueinander. Oftmals schliefen die Häftlinge zu dritt in einem der schmalen Betten. Für uns ein kaum vorstellbarer Umstand. Über die Schuhprüfstrecke, auf welcher die Häftlinge tagelang Militärstiefel testen mussten, ging es zur Häftlingsküche, die heute eine Dauerausstellung zu zentralen Ereignissen Sachsenhausens beinhaltet. Hier hatten wir einige Minuten Zeit, die Geschichte selbst zu erkunden und die bisher erlebten Eindrücke untereinander auszutauschen. Jeder hatte ganz individuelle Eindrücke über das Leben der Häftlinge gewonnen.
Unser letzter Weg führte uns vorbei an der Lagermauer, welche unzählige Todesfälle unterschiedlicher Art dokumentierte, zum Erschießungsgraben und der „Station Z“ mit Verbrennungshöfen, Krematorium, Leichenhalle und Genickschussanlage. Das Wissen, genau an dem Ort zu stehen, an welchem unzählige Menschen ermordet wurden, lösten Gefühle von Unbehagen, Mitgefühl bis hin zur Trauer aus. Der Besuch der Gedenkstätte war ein prägendes neues Erlebnis, auf das man sich im Vorfeld nicht wirklich vorbereiten konnte. Trotz vorheriger Erwartungen ist es eine Erfahrung, welche individuell unterschiedliche Emotionen hervorruft und nicht über Lehrbücher vermittelt werden kann.
Führung im Olympiastadion
THIMO BERICHTET: Für den Nachmittag des dritten Tages war eine Führung im Olympiastadion Berlin geplant. Viele waren gespannt, was sie wohl erwarten wird, da sie noch nie in einem Stadion dieser Größe waren und erst recht keine Führung darin mitgemacht haben.
Da ich in der Vergangenheit schon öfters zu Fußballspielen im Olympiastadion war, stellte ich mir vor unserem Besuch die Frage: „Führung im Olympiastadion? Was sollen die mir schon erzählen können?“. Doch vor Ort wurde ich entgegen meiner Erwartungen eines Besseren belehrt. Nach einer etwas längeren Zugfahrt kamen wir endlich am Stadion an. Unserem Guide konnte man die Begeisterung für das, was er uns in den nächsten 1,5 Stunden zeigen wollte, deutlich anmerken. Es kam einem fast so vor, als freue er sich selbst am meisten auf die Führung. Bevor wir ins Stadioninnere gelangten, stellte der Guide uns das imposante Bauwerk und seine Geschichte vor. Es wurde deutlich, dass sich die Ausbildungsabteilung bei der Ablaufplanung viele Gedanken gemacht hat, denn die Geschichte des Olympiastadions zeigte, dass es eine wichtige Stätte der NS-Zeit war. Somit passte die Führung perfekt zum vorherigen Programmpunkt, der Besichtigung der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Über einen großen Eingangsbereich kamen wir auf der Osttribüne zum Halten. Das ist die Tribüne der Heimmannschaft Hertha BSC Berlin. Hier erklärte uns der Guide die Komplikationen, die bei der Modernisierung des Stadions auftraten. Nachdem wir die VIP-Räume bewundern konnten, hatten wir eine kurze Möglichkeit über die Ehrenhalle auf den Ehrenbalkon zu gelangen und uns auf die Sessel, auf denen sonst wichtige Persönlichkeiten wie die Bundeskanzlerin oder der Bundestrainer die Spiele verfolgen, Platz zu nehmen. Das war für alle ein besonderes Ereignis. Wer sitzt schon mal dort, wo sonst die Kanzlerin ihre Stadionwurst isst? Gefühlt endlos viele Treppenstufen später befanden wir uns im Innenraum, direkt neben dem Spielfeld. Die Kulisse war beeindruckend, auch wenn das Stadion komplett unbesetzt war - ein unvergesslicher Moment. Durch den Einlaufraum, über den die Spieler aufs Feld kommen, gingen wir wieder zurück ins Stadion und geradewegs in die stadioneigene Kapelle. Diese war mit ihren vergoldeten Wänden kaum zu übersehen und blendete schon fast in den Augen vor Prunk. „Echte Fans“, wie uns der Guide berichtete, lassen hier ihre Kinder taufen oder schließen sogar den Bund der Ehe.
Raus aus der Kapelle führte unser Weg zur Sportlertreppe, mit der unter Fußballfans berühmten Rolltreppe. Diese Rolltreppe hat bereits für lustige Momente gesorgt, da einige Spieler akrobatische Kunststücke auf ihr zeigten und so auf die im unteren Bereich installierte Kamera zurollten. Von hier aus gelangten wir in einen Gang, an dessen Wänden die Trikots der DFB-Pokal-Finalisten der vergangenen Jahre hingen. Hier stichelten die Fußballfans in unseren Reihen abwechselnd gegen die Fans der anderen Mannschaften: „Ihr habt ja doch mal ´nen Titel geholt“ oder „Konntet ihr überhaupt schon mal das Finale gewinnen?“. Anschließend kamen wir in einer der sechs Umkleidekabinen an. Das Highlight hier war der große Whirlpool, in dem laut dem Guide einige Siegesfeiern stattfanden, die nach ein paar alkoholischen Getränken auch gerne mal etwas ausladender wurden. Auf Wunsch können dort auch Eistonnen platziert werden, die wir alle dank unseres Nationalhelden Per Mertesacker kennen. Als wir zum Abschluss der Führung aus dem Stadion kamen, waren wir auf der Westseite angelangt. Vor der Kulisse des an dieser Seite geöffneten Stadions wurde ein abschließendes Gruppenbild geschossen, auf das auch der Guide mit den Worten „Guide ist geil!“ eingeladen wurde. Abschließend kann ich sagen, dass meine anfängliche Skepsis gegenüber diesem Programmpunkt keineswegs berechtigt war. Alle Beteiligten konnten zumindest einen Teil der Begeisterung des Guides nachempfinden und hatten viel Spaß an dieser Führung.
Ein gelungenes Abschluss-Essen
ALEX BERICHTET:Nach der informativen und spannenden Führung durch das Berliner Olympiastadion fuhren wir vor lauter Erschöpfung und schmerzenden Füßen erst einmal in unser Hotel zurück, um uns etwas zu erholen.
Denn am Abend – der auch gleichzeitig unser letzter Abend in Berlin war – stand noch einmal ein gemeinsames Essen an. Nachdem wir uns alle etwas ausgeruht und uns für das Essen umgezogen hatten, fuhren wir also in die Berliner Innenstadt, um ein geeignetes Restaurant zu finden. Schließlich führte uns der Hunger zum großen Sony Center in Berlin. Die Aussicht in Verbindung mit dem farbenwechselnden Dach und den gläsernen Gebäuden faszinierte uns alle und wir wussten: Dies ist der passende Ort für ein letztes gemeinsames Abendessen!
Nachdem wir grübelten, in welches der vielen Restaurants wir gehen sollten, entschieden wir uns, in das “Alex“ zu gehen. Da das Restaurant im Innenraum jedoch fast komplett besetzt war, planten wir um und stellten vor dem Restaurant Tische zusammen, um dort gemeinsam essen zu können; frei nach dem Motto: “Was nicht passt, wird passend gemacht!“. Dort verbrachten wir nun den ganzen Abend bei gutem Essen und einer Menge Spaß. Ein gelungener letzter Abend in Berlin!