Unser dritter Tag
Zwischen Fußball und Geschichte: Vom Olympiastadion zur Gedenkstätte Sachsenhausen
Gedenkstätte Sachsenhausen ...aus der Sicht von Amber
AMBER BERICHTET: Dritter Tag in Berlin, 7.30 Uhr, los ging es zum Konzentrationslager Sachsenhausen. In einer Stunde raus aus Kreuzberg und rein nach Oranienburg. Der Fußweg von 20 Minuten war schnell vollbracht und so standen wir um 9:30 Uhr vor den Toren von Sachsenhausen.
Jeder von uns wurde mit einem Audiogerät ausgestattet. Es war komisch dort zu sein, wo Tausende von Menschen gequält, gefoltert und ermordet wurden. Diese Dimensionen kann ich mir heute überhaupt nicht vorstellen. Und so sind wir die Lagerstraße entlang gegangen, wo damals die Gefangenen ihren Weg ins Konzentrationslager antraten. In einem kleinen Museum auf dem Gelände hingen in Vitrinen Hunderte von Propaganda-Plakaten und Briefen, Uniformen der Nationalsozialisten und Gegenplakate der anderen Parteien. Mit leichtem Zeitdruck im Nacken begab ich mich ins Tor A, dort kam mir Laura entgegen und das Einzige, was sie sagte, war: „Ich weine gleich!“.
In den früheren Kommandozentralen hingen Bilder der ehemaligen „SS-Soldaten“. Sie waren im Ganzkörperformat abgelichtet; darunter befanden sich Informationen zu ihrer Person sowie ihrer Stellung in der SS und ihren Taten. Es war schrecklich zu lesen, was sie den Gefangenen angetan haben. Danach gingen wir zu einer Baracke, in der früher die Häftlinge untergebracht wurden. Auf der einen Seite befanden sich die Schlafräume, Betten mit drei Stöcken sammelten sich in diesem kleinen Raum, es müssen um die 120 Schlafplätze gewesen sein. Doch in einem Bett hat damals nicht nur eine Person geschlafen, sondern manchmal bis zu sechs. Unfassbare Zustände. Auf der anderen Seite lag eine Art Museum, mit Briefen und Bildern von Menschen, die eine Zeit lang im Konzentrationslager verbringen mussten und dort wahrscheinlich auch ihr Leben ließen.
Der letzte Weg führte uns in die Vernichtungsanlage, die „Station Z“. Ich konnte es nicht fassen, dass ich an dem Ort stand, wo die Menschen damals vergast und erschossen wurden. Es war furchtbar dort zu sein, aber zugleich auch spannend, ich konnte meine Gefühle in diesem Moment nicht gut einschätzen. Auf den Ausflug in die Gedenkstätte habe ich mich am meisten gefreut, wenn man das überhaupt so sagen kann. Diese Geschichte Berlins finde ich sehr spannend, zugleich aber auch sehr erschreckend, wenn man sich überlegt, was an diesem Ort vor über 70 Jahren geschehen ist…
Gedenkstätte Sachsenhausen ...aus der Sicht von Daniel
DANIEL BERICHTET: Am Morgen des 21.10.2015 um 07.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Gedenkstätte Sachsenhausen. Die Stimmung war ausgelassen. Bei einigen Mitreisenden merkte man dennoch eine gewisse Bedrücktheit - sie dachten darüber nach, was sie wohl erwarten wird. Auch ich war neugierig, obwohl ich bereits mehrere Gedenkstätten des Nationalsozialismus besuchte hatte.
Nach einem 20-minütigen Fußweg kamen wir an der Gedenkstätte an und nahmen an einer Audioführung teil, bei der wir über die Lagerstraße in das Lager Sachsenhausen gingen. Der erste Anblick der Gedenkstätte überraschte mich nicht, da sie im Vergleich zu den anderen Lagern sehr ähnlich erschien. Dennoch empfand ich den Eintritt in die steinerne Stätte und die Erzählungen aus meinen Kopfhörern als einen denkwürdigen und respektvollen Moment. Ich sah mich um und begutachtete den Rest der Gruppe. Man merkte, dass einige sehr gespannt jeden Winkel der Gedenkstätte betrachteten und nicht glauben konnten oder wollten, was dort einst geschehen war.
Während unseres Aufenthalts besichtigten wir das neue Museum, den „Turm A“. Dieser stellte früher den Eingang zum Häftlingslager dar, in der die Abteilung III der KZ-Kommandantur ihren Sitz hatte. Im Anschluss daran besuchten wir die Baracken 38 und 39, welche zum „Kleinen Lager“ gehörten. Dort pferchte die SS zwischen 1938 und 1942 alle jüdischen Gefangenen zusammen. Die Vorstellung dort der Freiheit beraubt und auf jegliche Weise erniedrigt worden zu sein, schockiert mich bis heute und bleibt surreal – selbst wenn die Baracke 38 die Geschichte der jüdischen Häftlinge im KZ Sachsenhausen auch bildlich darstellt. Dies fand sich ebenso in Baracke 39. Sie thematisiert vorwiegend das tägliche Leben im KZ Sachsenhausen. Danach besichtigten wir den Zellenbau des KZs, der im Jahre 1936 errichtet wurde. Die Aussage einer jungen Frau, die mit ihrer Klasse vor Ort war, war zutreffend und frustrierend zugleich: „Wie krank waren die damals - da haben Hühner in einer Legebatterie noch mehr Platz.“ Im Anschluss besuchten wir das Mahnmal der „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen“. Es handelt sich hierbei um einen vierzig Meter hohen Obelisken, welcher das Wahrzeichen der 1961 eröffneten Mahn- und Gedenkstätte ist und sagen möchte: „All das darf sich nicht wiederholen.“
Wir gingen weiter zur „Station Z“, an welcher die Geschichte des Ortes und auch die verschiedenen Anlagen des Konzentrationslagers zur Ermordung von Menschen dokumentiert sind. Daraufhin haben wir uns den angrenzenden Erschießungsgraben und das Gräberfeld mit der Asche der KZ-Opfer angesehen. Der Erschießungsgraben wurde zur Ermordung von Widerstandkämpfern, Wehrpflichtverweigerern und für die von den NS-Sondergerichten Verurteilten verwendet.
Auch wenn ich bereits einige Gedenkstätten besucht habe, war der Besuch im ehemaligen KZ Sachsenhausen ernüchternd und lehrreich zugleich. Er erinnert daran, wie bedeutend und unabdingbar die Menschenwürde ist, die so schnell geraubt und missachtet werden kann. Dabei sind es die kleinen Dinge und Momente, die Wertschätzung bedürfen und auf die ich mich konzentrieren konnte, während ich die Eindrücke mit der Kamera bildlich einfing. All das zeigt, dass wir in der heutigen Zeit die Gräueltaten der NS-Zeit nicht vergessen dürfen.
Olympiastadion: Mehr als Fußball
ISMAIL BERICHTET: Mittwoch, 14.00 Uhr. Es ging los in Richtung Charlottenburg-Wilmersdorf zum Olympiastadion. Wir saßen im Zug, hörten Musik und ruhten uns aus. Ich war sehr gespannt auf den Besuch des Stadions, wie die meisten von uns. Nach einer knappen Stunde Fahrt hieß es dann endlich aussteigen!
Am Eingang angekommen, wurden wir von einem Tourguide empfangen. Die Führung fing auf den Zuschauertribünen an. Von dort aus hatten wir einen fantastischen Ausblick auf den Rasen und die restlichen Tribünen. Diese Aussicht mussten wir mit der Kamera festhalten. Der Tourguide erzählte uns etwas über die Entstehung und Entwicklung des Stadions. Kurz darauf ging es weiter zum VIP-Bereich und zur Ehrentribüne. Die Sitze, die dort standen, waren natürlich viel bequemer als auf den normalen Tribünen. Als nächstes wurden wir durch die Räumlichkeiten im Stadion geführt. In einem Raum hingen Bilder der damaligen Olympiasieger, darunter der damalige 4-fache Goldmedaillen-Sieger Jesse Owens. Ich fand es beeindruckend, dass er zu der Zeit der Unterdrückung der Farbigen und der Zeit der Nationalsozialisten seinen Weg als Sportler gegangen ist und so erfolgreich war. Unser nächstes Ziel war der Pressekonferenzsaal. Dort haben wir ein Gruppenfoto am Konferenztisch geschossen und uns umgesehen.
Von dort aus ging es weiter zu den Umkleiden. Hier bereitet sich die deutsche Fußballnationalmannschaft vor Länderspielen auf die Gegner vor und bespricht strategische Taktiken. Um 16.15 Uhr war die Führung beendet und wir sind zum Stadionausgang gegangen. Auf dem Weg sind wir am Olympia Sommerbad und an einer Mauer vorbeigelaufen, auf der die Siegermannschaften des DFB-Pokals mit den Fußabdrücken der jeweiligen Torschützen verewigt sind.
Die Stadionführung hat uns allen sehr gefallen, da die Geschichte des Stadions sehr facettenreich ist und nicht nur auf Fußball basiert, wie man zunächst denkt. Für uns war der Tag aber noch nicht vorbei. Unser nächstes Ziel war diesmal der Ku’Damm!
Und danach...
CHANTAL BERICHTET:Nachdem unsere Führung im Olympiastadion vorbei war, sind wir zum Ku’Damm gefahren. Wir konnten den langen Tag bereits in den Beinen spüren. Aber das war uns heute egal, denn der letzte Abend in Berlin musste ja nochmal voll ausgekostet werden.
Nach einer kleinen Einkaufstour haben wir gemeinsam zu Abend gegessen, um danach zum Abschluss unserer Berlinfahrt gemeinsam tanzen zu gehen. Nach einem 30-minütigen Spaziergang haben wir unser Ziel erreicht und konnten den letzten Abend zusammen auskosten. Alle haben viel getanzt und hatten sehr viel Spaß! Naja - da am nächsten Tag noch einiges bevorstand, haben wir uns nach ein paar Stunden glücklich und zufrieden auf den Rückweg gemacht. Der Abend war ein voller Erfolg und hat sich auf jeden Fall gelohnt!